21 Fragen an Montessori Schulen
Informantionen vom Montessori Landesverband Bayern
1. Wer war Maria Montessori und was wollte sie mit ihrer Pädagogik?
2. Stimmt es, dass in Montessori- Schulen jahrgangsgemischt gearbeitet wird?
3. Welche Kinder werden an einer Montessori-Schule aufgenommen?
4. Ist es nicht so, dass hauptsächlich Kinder mit Lernschwierigkeiten auf die Montessori-Schule gehen?
5. Ist Montessori-Pädagogik eine Kuschelpädagogik?
6. Ist die Montessori-Schule teuer?
7. Worin unterscheiden sich Montessori-Schulen von anderen Schulen?
8. Stimmt es, dass es an der Montessori- Schule keine Noten und kein Sitzenbleiben gibt?
9. Welche Abschlüsse können an einer Montessori-Schule erreicht werden?
10. Montessori-Schulen nennen sich oft „Freie Schulen“. Heißt das, dass die Kinder dort machen können, was sie wollen?
Der Begriff „Freie Schule“ kommt von der gesetzlichen Formulierung „Schule in freier Trägerschaft“ und hat mit der gelebten Pädagogik nichts zu tun. Die Schulgesetze unterscheiden öffentliche Schulen von Schulen in freier Trägerschaft. Dennoch ist die Freiheit ein wichtiges Prinzip in Montessori-Schulen. Sie bezieht sich jedoch primär auf das Recht des Kindes, sich frei zu entwickeln, also möglichst ohne Hemm-nisse und Unterdrückung durch Erwachsene.
11. Was bedeutet Freiarbeit?
Freiarbeit ist das Herzstück der Montessori-Pädagogik. In der Freiarbeit entscheidet das Kind, was es arbeitet, mit wem, wo und wie lange. Weil das Interesse an der Sache und der individuelle Lern- und Arbeitsrhyth-mus berücksichtigt werden, ist die Freiarbeit die Zeit höchster Konzentration. Das Ziel der freien Arbeit ist selbstständiges und eigenverant-wortliches Lernen und Arbeiten. Grundvoraussetzung hierfür ist eine „Vorbereitete Umgebung“, die kontinuierlich an die Lern- und Lebens-bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst wird.
12. Lernen die Schüler genug, wenn so viel Freiarbeit stattfindet?
Ja, aber sie lernen auf eine andere Art. Vielfältige Erfahrungen und auch vergleichende Studien mit Regelschulen zeigen, dass Kinder und Jugendliche in Montessori-Schulen gleich viel lernen. Sie erwerben da-bei aber zusätzlich besonders hohe Kompetenzen in der Arbeitsplanung und in der selbstständigen Arbeit sowie in der Kooperation an gemein-samen Arbeitsvorhaben und Projekten. Die freie Wahl der Arbeit in der „Vorbereiteten Umgebung“ und die altersgemischte Zusammensetzung der Lerngruppen motivieren und ermutigen Kinder, sich an Aufgaben heranzuwagen, die ältere Schüler bereits mit Freude und Stolz vormachen.
13. Leise oder laut – wie ist Freiarbeit?
Weil alle Kinder ihrem Interesse nachgehen, vertiefen sie sich in ihre Arbeit. Sie wollen dabei nicht gestört werden und zeigen deshalb auch Respekt vor der Arbeit der anderen Kinder. Wenn sie etwas besprechen wollen, re-den sie entsprechend leise. Aus dem Interesse der Kinder heraus entsteht eine angenehme Arbeitsatmosphäre der Ruhe und Konzentration.
14. Was bedeutet „Kosmische Erziehung“?
Dieser Begriff stammt von Maria Montessori und wird heute in der Montessori-Schule für alle Lernbereiche verwendet, die das Wissen der Welt versammeln (es gibt keine aufgesplitteten Unterrichtsfächer wie Geografie, Geschichte, Biologie, Physik, Chemie). Maria Montessori er-kannte, dass alles in unserem Kosmos miteinander in Beziehung steht – die belebte wie die unbelebte Materie. Dieses Beziehungsgeflecht und die besondere Verantwortung des Menschen darin zu vermitteln, ist das Ziel der Kosmischen Erziehung. Als Konsequenz daraus wird an Montessori-Schulen der erforderliche Fachunterricht in seiner bisherigen Form teilweise aufgelöst, inhaltlich vernetzt und so ein zusammenhängendes Verständnis ermöglicht.
15. Wie gelingen zugleich Individualisierung und Teamfähigkeit in Montessori-Schulen?
Dies gelingt durch geeignete Rahmenbedingungen: Individualisierung geschieht in Montessori-Schulen vom Kind aus durch die freie Wahl der Arbeit und berücksichtigt das Interesse und die Motivation des Kindes und sogar die Tagesform. Teamfähigkeit wird durch die Bildung altersgemischter Lerngruppen begünstigt, in denen jedes Kind sich als ratsuchend oder helfend erleben kann. In der Freiarbeit ist auch die Wahl der Partner frei gestellt. Das gemeinsame Interesse an einer Arbeit lässt immer wieder neue Kleingruppen entstehen und führt zu konstruktiver Kooperation.
16. Welche Erziehungsvorstellungen der Eltern begünstigen einen Schulerfolg in Montessori-Schulen?
„Hilf mir, es selbst zu tun!“ ist der Ausspruch eines Kindes im Montessori-Kinderhaus. Er wurde zum Leitsatz für alle Montessori-Pädagogen und erinnert daran, dass Kinder selbstständig werden und Verantwortung übernehmen wollen. Dieser Leitsatz sollte auch in den Familien gelten. Was sollten Eltern noch beachten?• Geborgenheit und Liebe schenken,• Durch verlässliche Tagesabläufe Sicherheit geben,• Mit dem Kind neugierig sein und staunen,• Respekt vor Mitmenschen und allen Lebewesen vorleben.Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist jedoch, dass Eltern ausreichend Vertrauen haben in die Selbstkompetenz ihres Kindes und ihm damit ge-nügend Freiraum für selbständige Erfahrungen gewähren können.
17. Findet eine Berufsvorbereitung statt?
Ja. Schüler der Montessori-Schulen machen besonders viele Praktika. Außerdem installieren Montessori-Schulen Praxisfelder (z.B. Schülerfirmen), in denen die Schüler in echten Situationen lernen, sich zu bewäh-ren und Verantwortung zu übernehmen. Maria Montessori verwendete für dieses Arbeiten ab Klasse 7 den Begriff „Erdkinderplan“.
18. Wie stehen Montessori-Schulen zum Umgang mit dem Computer?
Der Umgang mit dem Computer wird altersentsprechend gelehrt – wo-bei in den ersten Jahren der Schwerpunkt auf dem handelnden Lernen mit den Montessori-Materialien liegt. Der Umgang mit Hardware, Soft-ware und Internet ist für Schüler der Mittelstufe und der Oberstufe je-doch eine Selbstverständlichkeit und der verantwortungsbewusste Um-gang mit den neuen Medien steht hierbei im Mittelpunkt.
19. Werden die Kinder an der Montessori-Schule weltanschaulich unterrichtet?
Maria Montessori selbst war Christin und nach einem jahrelangen Auf-enthalt in Indien auch vom Buddhismus und Hinduismus beeinflusst. Für sie stand die Gleichberechtigung der Menschen in ihren verschie-denen Kulturen und Religionen im Mittelpunkt. So erhalten die Kinder in den Montessori-Schulen Kenntnis von allen großen Weltreligionen. Es gibt keine spezifische weltanschauliche Ausrichtung.
20. Was sagt die Gehirnforschung zum Lernen in Montessori-Schulen?
Unser Gehirn ist ein zeitlebens formbares Organ. Die Bedingungen, un-ter denen ein Kind aufwächst, sind ganz entscheidend (Gerald Hüther, 2002). Vom Kind selbst bestimmte Lernprozesse in Montessori-Schulen sorgen für optimale Lernprozesse und damit für die bestmögliche Ent-wicklung des Gehirns. Wichtige Kernaussagen aus Wissenschaft und Forschung fließen kontinuierlich in unsere pädagogische Definition mit ein. Die Aktualität dieser Diskussion gewährleistet der Wissenschaft-liche Beirat von Montessori Bayern.
21. Gibt es Qualitätsvorgaben für die Umsetzung der Montessori-Pädagogik?
Die bayerischen Montessori-Schulen, die sich in Montessori Bayern zu-sammengeschlossen haben, bauen die Umsetzung ihrer pädagogischen Arbeit auf dem Gemeinsamen Schulkonzept auf. In diesem ist zusammen-gefasst, wie gelingender Unterricht an bayerischen Montessori-Schulen stattfindet. Auf der Basis dieses Gemeinsamen Konzeptes entwickelt jede Schule ihre eigene Konzeption und beschreibt, wie die tagtägliche Arbeit vor Ort umgesetzt wird. Darüber hinaus ist es allen Montessori-Einrich-tungen wichtig, dass die Mitarbeiter regelmäßig an Fortbildungen teil-nehmen, um so eine qualitativ hochwertige Umsetzung der Montessori-Prinzipien gewährleisten zu können.